Didaktische Intention:
- Theaterpädagogische Methoden in der Oberstufe können den kognitiven Zugang zu Texten ergänzen und unterstützen, sie sollen ihn nicht ersetzen.
- Sie können über die Emotionen einen anderen Zugang zur Literatur ermöglichen.
- Die Schüler/innen arbeiten mit verschiedenen Methoden der produktiven Texterarbeitung, welche ihnen z.B. ermöglichen, bewegliche Bilder zu bauen, Rollenbiographien zu erstellen, Orte zu imaginieren, Szenen und Personen zu „erfahren“.
- Die Schüler/innen lernen, mit Sprache zu improvisieren, setzen sich intensiv mit Raum und Bewegung auseinander, erproben vielfältige Möglichkeiten von Begegnung und Ausdruck durch Körpersprache.
- Aufmerksamkeit wird auch auf den impliziten Ausdruck der Stimme gerichtet; die Stimme wird als Instrument der Interpretation benutzt.
Die theaterpädagogischen Verfahren für die Unter- und vor allem für Mittelstufe (z.B. Tableaux, Statuen, Zitatteppiche usw.) können auch in der Oberstufe angewendet und auf den Literaturunterricht übertragen werden.
Methodische Verfahren:
- Kopfkino: Teile eines Romans oder einer Erzählung werden in Szenen aufgeteilt und in Gruppenarbeit in der Art einer Kinoszene präsentiert. Danach werden die Darsteller/innen von den anderen Schülern/Schülerinnen nach ihrem Befinden/ihren Gefühlen befragt.
- Fotoroman: eine Erweiterung des Standbilderbauens. In der Art eines Fotoromans werden Schlüsselszenen (oder alle Szenen) nacheinander gestellt.
- Personenstraße: die Personen, die in einem literarischen Werk vorkommen, werden – auch eine Person an mehrere Schüler/innen – verteilt und durch eine Geste und einen typischen Satz gekennzeichnet. Sie stellen sich in zwei Reihen gegenüber auf und lassen die Figur des Protagonisten/die Protagonistin hindurchlaufen. Jeder begegnet ihm mit der Geste und dem Satz. Dies kann – je nach Intention – auch getrennt durchgeführt werden.
- Spielen ausgewählter Szenen mit den „echten“ und den „unechten“ Protagonisten: Man verteilt Szenen (lässt eventuell Passagen dialogisieren) und gibt je einer Gruppe den Auftrag, den Charakter der literarischen Figur besonders genau zu treffen, der anderen, das Gegenteil von dem zu machen, was für diese typisch wäre.
- Emotionenfächer: eine Fortführung der Arbeit mit Emotionen in der Mittelstufe.
Die Schüler/innen bewegen sich im Klassenzimmer in neutraler Haltung. Langsam werden sie angeleitet, in eine bestimmte Emotion hineinzugehen (Wut, Freude, Angst...). Wichtig ist es, den Schülern/Schülerinnen genügend Zeit zu geben, das Gefühl zuerst innerlich zu spüren. Sie steigern es, finden eine körperliche Ausdrucksform, die es übertrieben darstellt, da Übertreibung ermöglicht, das Wesentliche zu erfahren. Auf ein Signal hin wird „eingefroren“, die Bewegung gestoppt. Von hier aus kann man weiter gehen und eine kleine Improvisation mit einem Partner/einer Partnerin, ohne Worte, aber mit der entsprechenden Emotion machen lassen. Diese ist auch mit einem Mini-Dialog oder einem Schlüsselsatz möglich. - Kollektive Improvisation: eine Fortführung der Chorsprechübungen in der Unterstufe. Eine entscheidende Passage, gut geeignet sind Monologe, wird in der Gruppe nach eigenen rhythmischen Vorstellungen gestaltet und präsentiert. Für die rhythmische Gestaltung, die Festlegung, welche Schlüsselbegriffe wie gesprochen, eventuell wiederholt werden, ist eine Interpretation des Textes erforderlich, die in der Improvisation in der Gruppe erfolgt.
- Eine Szene spielt an verschiedenen Orten. Den Schüler/innen werden unterschiedliche Orte vorgegeben mit dem Arbeitsauftrag, eine bestimmte Szene an diesem Ort spielen zu lassen (z.B. im Café, auf dem Marktplatz, auf dem Schulhof, auf einer Baustelle, in einem Schwimmbad...).
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